Ich will mich ungestört freuen

© Rainer Sturm / PIXELIO
Ja, ick weeß, wer was über Lena wissen will, der wird es entsprechend woanders nachlesen, aber als pflichtbewusster Blogprinz muss ich meine Meinung einfach kundtun. Vor allen Dingen, weil aus mir nicht der gleiche Blödsinn sprudelt, den eigentlich jede Seite in jedem Artikel von sich gibt. Dementsprechend werde ich weder Lena und ihre Wirkungsweise analysieren, noch das Geschehen der letzten beiden Tage ein x-tes Mal zusammenfassen. Ich werde auch nicht den Medienzirkus kritisieren, beleuchten oder untersuchen. Das ist mir alles egal, haben viele andere schon schlecht genug gemacht und ich muss bei diesem Trend nicht mitmachen, denn: Mir liegen viel natürlichere Dinge auf dem Herzen.

Zuerst muss ich darauf hinweisen, dass ich es extrem toll finde, dass sich fast das ganze Land so wahnsinnig doll über “unseren” Triumph, d.h. über eine bestimmte Sache generationsübergreifend freut. Es ist mir auch eigentlich Wurst, worüber wir uns da freuen. Wir (aber eigentlich vor allen Dingen Lena) haben etwas für unsere Verhältnisse echt Besonderes geschafft und es macht unglaublich viel Spaß, sich daran zu ergötzen. Ja, ich bin dafür, dass wir uns feiern, dass wir Deutschland feiern. Immerhin haben wir recht selten einen ganz allgemeinen Grund dazu in unserem tollen Land, in dem man leider ständig dazu gezwungen wird sich für jeden quersitzenden Furz zu entschuldigen, nur um nicht in irgendeiner Weise als “typisch deutsch” zu gelten. Ich bin also auch für gesunden Patriotismus, wenn man es sich mal verdient hat. Und es ist mir weiterhin Wurst, wer was darüber denkt – ich hab schon meine eigene uninteressante Meinung dazu. :P

In diesem Zusammenhang freut es mich auch, dass viele der Kacknulpen, die Lena und ihre Tanz- und Sangeskünste vor dem ESC schlechtgeredet haben, verstummt (und hoffentlich erstaunt) sind. Aber es gibt trotzdem noch genug total coole Leute, die nur rummeckern. Ich fasse zusammen: Von wegen Casting-Mist, den ganzen Mist kann man eh nicht ernst nehmen, nervt alles, Lena kann nicht singen und auch nicht tanzen, der Raab und der Rest der Welt sind geldgierige Schweine, der Sieg stand eh schon fest und es ist alles eh nur Hype. Echt furchtbar.

Was mich nun aufregt ist diese Unverschämtheit: Muss man denn, wenn sich soviele freuen, seinen ätzenden Senf dazugeben und stören? Warum lässt man es nicht einfach gut sein, wenn es einen eh nicht interessiert oder gar stört? Man könnte doch so viel Schönes in der Zeit machen, in der man etwa dämliche Kommentare unter langweilige Artikel schreibt und sich mit anderen dämlichen, langweiligen Leuten rumstreitet. Man könnt zum Beispiel an seinem eigenen Niveau ein bißchen schrauben, wenn man schon das der anderen mit so wenig Erfolg angreift. Man könnte auch vielleicht die Welt retten oder die Ölkatastrophe entkatastophisieren.

Also: Liebe Kacknulpen, seid doch bitte so nett und schweigt, denn ich will mich in Ruhe freuen, bevor der Alltag wiederkommt und ich mal wieder feststelle, dass ich in Wirklichkeit weder Papst, noch Deutschland und schon gar nicht Lena bin. Denn tatsächlich bin ich wie jeder andere lediglich ich und das ist wahrscheinlich auch am Besten so. Aber momentan gilt eben das Prinzip “Not Myself Tonight”. Jetzt verstehe ich auch, was Christina uns mitteilen wollte.