Tolle Ideen, die man nicht umsetzen sollte

Verfasst am Donnerstag, 8. Apr 2010

Ich glaube, jeder von uns kennt diese Augenblicke, in denen man sich von einem Geistesblitz getroffen fühlt. Man hat eine wahnsinnig tolle Idee und ist sich zu 99,99% sicher, dass bei deren Umsetzung etwas unglaublich Wundervolles passiert. Allerdings lässt einem die 0,01%ige Chance, dass das ganze Vorhaben gewaltig in die Hose geht, einfach keine Ruhe. Die Vernunft steht hinter uns auf der einen Seite und muntert uns auf: “Hey, was soll schon großartig passieren?” Der Zweifel steht mit verschränkten Armen daneben. Man sieht ihn gar nicht an und doch weiß man, dass er diesen für ihn typischen “Bist du völlig bescheuert?”-Blick aufgesetzt hat. Neben all den tausend spannenden Fragen, die einem in so einer Situation durch den Kopf schwirren, drängt sich uns vor allem eine auf: Was zum Geier soll man nun machen?

Nun, das Ganze hängt sicherlich von Geilheitsgrad der Idee ab. Wie schon angedeutet geht es hier nicht um die Einfälle die uns täglich heimsuchen, wie etwa Hungerbekämpfungs-maßnahmen. Nein, es geht um einzigartige, unglaubliche Wahnsinnsvorstellungen, die so großartig und verheißungsvoll klingen und das Potential besitzen, unser Leben auf eine total gute Art und Weise komplett auf den Kopf zu stellen oder es aber schlagartig zu beenden. Zumindest empfindet man es so.

Wie geil die Idee ist, sieht man wahrscheinlich am Besten, wenn man sich die überaus positiven Konsequenzen anschaut. Sie sind so dermaßen klasse, dass man gar nicht umhin kann, seine folgende Existenz schon mal bis ins allerkleinste Detail durchzuplanen. Man bekommt von der eigenen Zukunft quasi einen Vorschuss in Sachen Lebensqualität. Und dann ist plötzlich der unbarmherzige Zweifel wieder da. Diesmal allerdings direkt vor einem. Er grinst einen an, tritt einem gegen das Schienbein und rennt kichernd weg (eventuell um andere Leute zu belästigen). Also: Was tun?

Macht es Sinn, alles auf eine Karte zu setzen? Sei es auch das Trumpf-Ass. Es besteht ja schließlich die Möglichkeit, dass man hinterher feststellt, dass man die ganze Zeit ein völlig anderes Kartenspiel gezockt hat als alle anderen. Abgesehen von diesem Peinlichkeitsfaktor, bieten die handfesten möglichen Folgen wohl die wirksamste Abschreckung. Aber heißt es nicht immer “Lieber ein (in diesem Fall wahrscheinliches) Ende ohne Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende”? Wobei es mir momentan nicht klar werden will, ob die “Was wäre, wenn?”- oder doch eher die “Ich weiß, was ist, wenn, denn ich habe es erlebt und es war scheiße”-Variante der schrecklichere Schrecken ohne Ende wäre.

Bevor jemand wieder mit tollen Weißheiten à la “Du wirst es nicht erfahren, bevor du den Schritt gewagt hast!” antanzt: Dit klingt ja janz nett, hilft ma aber so ähnlich weita wien Staubsauger in da Wüste. Vielleicht werden wir die Antwort auf die Frage “Was also jetzt machen?” ja nie finden, auch wenn sie sich irgendwo da draußen Hand in Hand mit der Wahrheit rumtreibt. Oder ist das vielleicht gar nicht die eigentliche Frage. Geht es vielleicht im Endeffekt wirklich nur darum, ob wir mutig sind oder nicht? Wenn das stimmt, haben die Leute, die für jeden Mist eine Binsenwahrheit auf den Lippen haben Recht und unser Schicksal ist eine zynische Kuh mit einem extravaganten Sinn für Ironie und einem höchst beschissenem Humor.

Das macht mich traurig und hungrig. Aus diesem Anlass verabschiede ich mich und lass euch mit der blöden Frage allein. Wer mag, kann gern Steine nach ihr werfen.

Bis dann, denn!

Über mich

Mein Name ist Alex und ich verfasse hier originelle Beiträge zum Werte-verfall. Mehr über mich erfährst du hier. Solltest du mir irgendetwas mitteilen wollen, dann kannst du dies gern hier tun. Viel Spaß!

Ohrwurm