Das regelmäßige Verachten von Regeln

Verfasst am Mittwoch, 5. Mai 2010

Liebste Freunde und Freundinnen der kalorienarmen Unterhaltung, dies ist das erste und letzte Mal, dass ich irgendjemanden geschlechtsspezifisch begrüße. Und die -innen stehen in der Anrede als Protest an zweiter Stelle. Nicht, dass ich Antifeminist wäre, aber ich habe keine Lust meine Freunde nach ihrem Geschlecht zu sortieren und habe sowieso alle Lebewesen auf die gleiche Art und Weise lieb. Abgesehen davon bin ich strikt gegen heteronormative Begrüßungen, die jede Abweichung zum in der Ecke heulend Sitzen bringen. (Laut Duden wird “Sitzen” in diesem Zusammenhang als Substantiv gebraucht, kein Scheiß!)

Aber nun zum eigentlichen Findling des Anstoßes: Egal wo man hinschaut, überall lauern sie in erschreckendstem Plural: Konventionen, Gesetzmäßigkeiten, Vorschriften – kurzum: Regeln. Sie sagen einem, was man kann, darf, soll, muss, wird oder nicht. Irgendwie ist das ganz schön zum Bröckchenbrechen.

Natürlich ist es einleuchtend, warum und wieso man manche Regeln braucht. Unsere Gesetze zum Beispiel. Oder etwa Menschenrechte. (Wer an dieser Stelle gerade nicht weiß, warum man sie braucht, sollte eventuell eine Feministin zu Rate ziehen.) Andererseits gibt es so wahnsinnig viel zu befolgen und zu beachten, dass eigentlich jeder Mensch regelmäßig (ha ha) vor dem Schlafengehen die Beichte ablegen sollte. Allein, wenn ich daran denke, wieviele Leute ich heute bei roter Ampel über die Straße hab hetzen sehen… Unfassbar! Ja, da kam kein Auto, kein Bus und keine Straßenbahn, aber neben uns standen kleine Kinder, die sich nun allesamt zu Hause bei ihren Eltern erkundigt haben, ob das denn in Ordnung wäre, was die bösen, unachtsamen Verkehrsregelketzer da verbrochen haben.

Noch so ein Beispiel: In der Schule lernt man, dass der Duden verbindlich ist. Im Studium lernt man, dass er das für Normalsterbliche keinesfalls ist. Wer mir das nicht glauben will, kann das hier nachlesen. Ihr könnt also ruhig alles “falsch” schreiben, wenn ihr wollt. Ich würde an eurer Stelle nur darauf achten, dass der jeweilige Leser eine Chance hat, euch zu verstehen und zwar nicht nur inhaltlich. Aber das Problem kennt ja jeder, der schon einmal etwas von mir gelesen hat.

Zum Thema Benimmregeln: Warum muss man eigentlich mit Messer und Gabel essen, selbst wenn es überhaupt nichts zu schneiden gibt? Ja, es gilt als vornehm und was weiß ich, aber ganz ehrlich: Leuten, die denken, ich wäre vornehm, weil ich mich notgedrungen mit so einigen sinnfreien Essenswerkzeugen und -techniken angefreundet habe, möchte ich am Liebsten mal lauthals Mozart zitieren. Ich bin aber eh was das angeht ein großer Rebell – manchmal lege ich das Messer einfach beiseite, wenn ich es nicht brauche. Wenn ich esse, will ich die aufgetischte Speise genießen und nicht etwa meine Hände mit Glitzer und Bling-Bling dekorieren. (Plastikbesteck kann ich an dieser Stelle nicht berücksichtigen, weil es nicht in meine Argumentation passt.)

Und die Höflichkeitsregeln kommen auch nicht zu kurz: Was ich auch immer wahnsinnig sympathisch finde ist, wenn irgend so eine alte Kacknulpe einen in der Straßen-, U- oder S-Bahn eindringlich anstarrt. Man ignoriert den bohrenden Blick, spielt seelenruhig weiter seine unlösbare Partie Sudoku im Schwierigkeitsgrad “Kannste verjessen!” auf seinem mittlerweile nicht ganz so modernem Handy und da fängt die Alte an rumzumaulen, man würde ihr den Platz nicht anbieten. Ach ja. Arschlecken tra la la. Habt ihr schon mal versucht einem älteren Menschen euren Platz anzubieten? Da kommt immer wie aus der Pistole geschossen: “Nee, ich steig eh gleich aus!”, “Nee, so alt bin ich noch nicht!” oder einfach nur “Nö”. Stellvertretend für die unfrreundlichen Kacknulpen haben bei mir alle anderen gleichzeitig mitverschissen. Da bleib ich lieber sitzen und watschel demonstrativ mit meinem Hintern noch ein bißchen auf der Sitzgelegenheit hin und her. Außerdem habe ich auch Kopf, Kreuz und Kreislauf. Oh, das gibt eine böse Abkürzung…

Ich hoffe, ich konnte euch ein bisschen Appetit darauf machen, ab und an mal Regeln zu brechen. Natürlich nur solche, bei denen es keine Verletzten oder sonstige Opfer gibt. Das Wort benutze ich ausnahmsweise nicht als Beleidigung und verabschiede mich mit dem tollen und wahnsinnig putzigen Lied “Rules Don’t Stop” meiner Lieblingswissenschaftler, das wunderbar zusammenfasst, was ich euch hier im Groben vorbloggen wollte.

Infos: http://www.wearescientists.com

Bis dann, denn!

Über mich

Mein Name ist Alex und ich verfasse hier originelle Beiträge zum Werte-verfall. Mehr über mich erfährst du hier. Solltest du mir irgendetwas mitteilen wollen, dann kannst du dies gern hier tun. Viel Spaß!

Ohrwurm



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mikey

4. Juli 2011 um 00:58
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hehe, er hat kacknulpe gesagt.